Studieren

Ich hab die Realschule 1980 abgeschlossen, danach war ich an der FOS Technik. Drei Jahre lang eine Ehrenrunde. Zu der Zeit war ich gesundheitlich nicht so hundertprozentig fit. Es war schon wichtig für mich, dass ich zum Teil später kommen konnte, und wenn ich länger krank war, dann war schon ziemlich viel Entgegenkommen, und das war sehr hilfreich. Ich war öfters mal länger krank, zwei Wochen sowas, dann wars kein Problem, dass ich nicht in die Schule ging. Oder ich war in der Früh schlecht beeinander, und bin dann erst um 11 Uhr gekommen, das kam öfters mal vor. Frau Dr. Vieregg war sehr kooperativ, aber sie hat schon auch auf Leistung bestanden.
Mein Abschluss war in der Fachrichtung Technik 1983. War auch notenmäßig ganz okay.

Ab Oktober 1983 hab ich an der FH München Informatik studiert…..man musste sich praktisch um alles selber kümmern. In der Schule wird einem alles vorgekaut, man kann auch mal fragen, wenn man nicht mitgekommen ist.
Was generell fehlt an der Realschule oder an der FOS ist, selbständig zu arbeiten. Man fängt das Studieren an, und da steht man erst mal da und denkt sich, ja wie geht es denn da zu! Man weiß überhaupt nicht, wie man das schaffen soll. Dann erst lernt man, sich selbständig was anzueignen. In der Schule wird einem alles schön aufbereitet, man kann nachfragen, und der Lehrer erklärt einem das noch mal und noch mal, In der Vorlesung kann man mit Nachfragen nichts machen. Wenn man in der Vorlesung sitzt und checked das irgendwie nicht, dann muss man sich daheim was überlegen, wie man sich das selber aneignet.
In der FH da steht vorne ein Dozent, erzählt seine Sachen, und er nimmt keine Rücksicht, ob man mitkommt oder nicht. Man muss schaun, dass man sich mit den anderen Studenten zusammensetzt und mit denen gemeinsam was lernt, weil der eine kann das besser, der andere jenes besser. Man muss halt viel kommunizieren, sich Skripten besorgen, in die Bibliothek gehen, und sich Bücher suchen. Da muss man schon ziemlich selbständig arbeiten. Mein Assistent war ein Zivi, der war mit mir den ganzen Tag unterwegs, der hat für mich mitgeschrieben, weil ich nicht so schnell schreiben konnte, oder wenn ich gesundheitlich nicht so gut beeinander war, dann ist er alleine reingegangen in die FH und hat mitgeschrieben, hat von den anderen Studenten die Skripten kopiert. Also der war mein Hände und meine Füße sozusagen.
Alles in allem ein Riesenunterschied zur Schule. Am Anfang war ich ziemlich allein gelassen, und ich musste lernen, mich durchzubeißen. Ich wusste zum Teil nicht mehr, wo mir der Kopf steht, wie ich den Stoff bewältigen konnte, weil man alles selber bearbeiten muss.
Ich musste zwei Praktikumssemester machen in Garching, jeweils ein halbes Jahr. Dann hab ich ein Urlaubssemester genommen, eine Ehrenrunde gedreht…die Abschlussprüfung gemacht. In der Diplomarbeit gings um eine Computersteuerung für behinderte Menschen. Ich hab eine Schaltung programmiert, die Arbeit drüber geschrieben, und ich hab einen Einser dafür bekommen.

An der Fachhochschule ist mir während des Studiums nichts geschenkt worden. Ich musste mich schon durchsetzen, sonst wäre ich auf der Strecke geblieben. Die einzige Vergünstigung waren die Zeitverlängerungen bei den Prüfungen. Ansonsten gab es keine Zugeständnisse.
Ich bin eher ein schüchterner Mensch, und ich hab an der Fachhochschule gelernt, mich durchzusetzen. Mir macht keiner mehr was vor…

 

 

 

 

 

 

 

 

Reisen

Meine Reisen plane ich selber. Meine Reisen waren immer
4-5 Wochen lang.
Es hat mich zum Beispiel schon immer gereizt, nach Marokko zu fahren, und das hab ich dann einfach mal durchgeführt. Das erste und wichtigste ist, dass man Helfer hat, die alle Zeit haben. Ich brauche 3 Leute. Dann kommt das Reiseziel. Ich hol mir einen Reiseführer, rede mit Leuten, die schon dort waren. Dann plane ich die Route, schau, ob man eine Fähre braucht…..Und wenn das alles steht, wird das ganze Zeug zusammengepackt, geschaut, ob die Beamtungsgeräte und meine Absauggeräte alle gut gewartet sind, ob die Batterien und Ladegeräte gewartet sind und alle funktionieren. Zum Reisebüro gehe ich nur hin, um die Fähre zu buchen, mir Landkarten zu besorgen, die genauen Reisepreise zu holen. Dann geh ich in andere Reisebüros, vergleiche die Preise, schau, wo es günstiger ist.
Die Reiserouten sind nicht fest vorgeschrieben, man kann auch kurzfristig umändern. Die Leute in Marokko sind im allgemeinen sehr freundlich, haben wenig Berührungsängste, und sie wundern sich, dass man als Rollifahrer da runterfährt. Sie haben kein Mitleid, sondern bewundern einen eher, das ist manchmal anders als bei uns in Europa.

 

 

 

 

 

 

 

 

Karl, der Assistent

Was noch interessant wäre vielleicht, dass Du ja unabhängig unterwegs bist. Michael ist trotz seines Technikaufwandes nicht unbedingt von Hotels abhängig. Er ist so ausgerüstet mit VW-Bus und Zelt und Batterien, dass man auch 3 Tage in der Pampa stehen kann, also so wie einer der sagt, ich will jetzt in die Wüste. So sind wir auch unterwegs. Also sehr unabhängig.

 

Michael

Die Photos, die ich haben will, fotografieren meine Helfer. Ich sag ihnen, was ich haben will, und das Ergebnis ist immer erstaunlich gut, obwohl ich die Kamera nicht selber betätigen kann. Ich mach ziemlich viele Dias, und ich sortier viele aus, sodass am Ende was Gutes dabei rauskommt. Dann lad ich meine besten Freunde ein, meine Helfer, meine Familie, und mach einen Diaabend in einem der Clubräume der Pfennigparade.

Michael Retzlaff, Januar 2005