Cornelia Ermeier, geboren 1970, behindert durch Tetraplegie und Atemlähmung, absolvierte 1990 das Fachabitur an der Ernst-Barlach-Fachoberschule.

Die Ernst-Barlach-Fachoberschule, ein Schulkonzept,
das nicht aufgegeben werden darf
!

Die Entscheidung auf diese Schule zu gehen hatte für mich mehrere Gründe.
Ich hatte bereits die Ernst-Barlach-Realschule besucht und mit Erfolg abgeschlossen (= Gesamtnote 1,2). Auf Grund meiner Behinderung (= komplette Querschnitt- und Atemlähmung) lag für mich die Entscheidung zum Absolvieren einer höheren Schule relativ nahe. Es war die einzige Möglichkeit mir mehrere Wege ins Berufsleben offen  zu halten, nach dem mir allein durch meine Behinderung schon die Ausübung sämtlicher handwerklicher Berufe nicht möglich gewesen wäre.

Das gemeinsame Lernen von behinderten und nicht behinderten Schülern und Schülerinnen empfand ich immer als Bereicherung für beide Seiten. Zum einen halfen uns unsere nicht behinderten Mitschüler/innen bei Aktivitäten, die wir alleine nicht bewältigen hätten können z.B. Ausflüge in der Stadt oder in die Natur. Andererseits konnte ich unseren nicht behinderten Mitschüler/innen manche Dinge besser erklären als jemand anderes, da ich das ja sowieso den ganzen Tag tun muss, damit meine Assistenten sämtliche Dinge so für mich erledigen, wie ich es selbst machen würde. Außerdem fiel mir das Lernen in der kleinen Klasse viel leichter, da dort alle anfallenden Fragen hinreichend geklärt werden konnten, ohne dass einzelne Schüler dabei in der Masse einer großen Klasse untergegangen sind.

Nach der Fachoberschule absolvierte ich erfolgreich mein Studium zur Sozialarbeiterin. Seit 7 Jahren arbeite ich in der freien Wirtschaft bei einer Homecare-Firma und berate unsere Kunden über Hilfsmittel, die Organisation und Finanzierung der Pflege und darüber, wie man trotz einer schweren Behinderung ein erfülltes Leben führen kann. Außerdem bin ich an der Weiterentwicklung des Qualitätsmanagements in unserem Unternehmen beteiligt. Nebenbei helfe ich noch bei der Weiterentwicklung eines Bedarferhebungsinstrumentariums für den Einsatz in der Körperbehindertenhilfe. Für behinderte Menschen ist es auch heute noch schwierig, trotz aller technischer Errungenschaften, ihr tägliches Leben mit einer sinnvollen Betätigung zu füllen. Ich kann mich heute nicht über Langeweile beklagen. Außerdem genieße ich das Gefühl, wegen meines vielfältigen Fachwissens sogar unter Fachleuten sehr geschätzt und gefragt zu sein. Und es hat auch noch den kleinen, aber nicht unwesentlichen Nebeneffekt, dass ich in der Lage bin, wenigstens teilweise, meinen Lebensunterhalt selbst bestreiten zu können.
Grundlage für mein jetzt sehr erfülltes Leben war eine vernünftige Schulbildung, die neben den öffentlichen Schulen sehr gut bestehen kann.

Erding, 04.08.2004